Siedlung Vitalisstraße und Beamtenwohnhäuser der Gaswerke
Köln, Vitalisstraße und Widdersdorfer Straße




Eine der wichtigen industriellen Ansiedlungen im Kölner Westen war das direkt an der Eisenbahn 1875 erbaute Gaswerk der Stadt Köln an der Widdersdorfer Straße. Gegenüber seinen drei Vorläufern in Köln und Ehrenfeld hatte die als mustergültig geltende Anlage den Vorteil eines direkten Bahnanschlusses für die aus dem Ruhrgebiet gelieferte Steinkohle. Kernstück des Gaswerks war das Ofenhaus mit langen Batterien von Retorten, in denen die Kohle seine flüchtigen Bestandteile - das Gas - im Schwelbrand abgab.


Zum Gaswerk gehörte die 1902/03 erbaute Arbeitersiedlung an der Vitalisstraße. Sie entstand aus einem wirtschaftlichen Motiv heraus: man wollte eine Stammarbeiterschaft heranbilden, um dem chronischen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Hier wiederholte sich ein allgemein zum Bau von Arbeitersiedlungen führendes Motiv in der Industrie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Auch die Verwendung von Holzfachwerk war im Arbeitersiedlungsbau um 1900 weit verbreitet. Man wollte damit wegkommen vom Zweckmäßigkeitsstil vergangener Jahrzehnte und deutete zugleich ganz im Sinne romantischer Städtebauvorstellungen die Zuwendung zu dörflichen Bauformen an. Werksanlage und Siedlung standen also im Kontrast zueinander, verkörperten in ihren Formenwelten Stadt und Dorf.


Ebenso wurden die so genannten Beamtenwohnhäuser an der Widdersdorfer Straße aufgefasst. Sie waren räumlich eng dem Werk zugeordnet, weil man vom Führungspersonal in Störungsfällen sofortige Anwesenheit erwartete. Zugleich symbolisiert man hier allerdings auch eine hierarchische Ordnung: neben dem Verwaltungsgebäude das Haus des Betriebsinspektors, gefolgt von einem Doppelhaus für den Betriebsingenieur und den ersten Chemiker, dann erneut ein Doppelhaus für die beiden Gaswerksobermeister und ein Vierfamilienhaus für die vier Meister.


Im Verwaltungsgebäude mit dem schönen figürlichen Bauschmuck gab es auch eine Wohnung für den Betriebsassistenten und Obermaschinenmeister. (Walter Buschmann)